Grundeinkommen und Arbeitsscheue

Die Idee eines Grundeinkommens stößt nicht nur auf Interesse, sondern häufig auch auf allerlei Skepsis. Eines der öfters gehörten Argumente ist: „Warum soll ich Steuern dafür zahlen, damit sich arbeitsscheue Menschen einen faulen Lenz machen können?“

Und jetzt reden wir mal nicht darum herum: Natürlich gibt es auch Sozialschmarotzer, natürlich gibt es auch Arbeitsscheue, und ich halte diese Tatsache für eines der gewichtigsten Gründe für ein Grundeinkommen.

Möglicherweise ist das jetzt ein klein wenig erklärungsbedürftig.

Stellen wir uns mal bildlich einen solchen Arbeitsscheuen vor. Schwelgen wir mal so richtig in den Klischees: Sitzt auf dem Marktplatz, in der linken Hand die Kippe, in der rechten Hand die Bierflasche, auf dem T-Shirt der Spruch „Arbeit ist scheiße“.

Und jetzt mal ganz direkt gefragt: Wollt Ihr den als Kollegen?

Ihr wisst doch jetzt schon, wie das laufen wird: Der Chef gibt Euch beiden eine Aufgabe, so nach dem Motto „Sie beide schaffen das schon“, und jedem ist klar, wer „schaffen“ wird, und bei wem zu hoffen ist, dass er zumindest kein Unheil anrichtet. Noch mal die Frage: Wollt Ihr den wirklich als Kollegen? Oder – an die Unternehmer: Wollt Ihr den als Mitarbeiter?

Wollt Ihr den als Pflegekraft? Soll der mal Eure Mutter pflegen, wenn die ins Heim muss? Soll der über Euren Bauantrag entscheiden, wenn’s doch mal für’s Eigenheim reicht? Ernsthaft? Wollt Ihr den Baubeginn noch erleben oder nicht?

Natürlich könnte man sich jetzt auf den Standpunkt stellen, dass der dann halt rausfliegt, wenn er nicht arbeitet. Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen, der ändert sich schon, wenn man ihn nur hart genug anpackt.

Ja, der ändert sich schon, der wird nämlich kriminell. Der wird dann so ein typischer fauler Kleinkrimineller, der sich so viel zusammenstiehlt, dass es zum Leben reicht. Die Gesellschaft ernährt ihn dann halt nicht direkt, sondern indirekt. Und mit einer grausig niedrigen Effizienz.

Wenn der einer alten Omi die Handtasche klaut, dann sind da vielleicht 20,- bis 30,- Euro Bargeld drin, damit kommt man schon über den Tag, wenn der Vermieter nicht gerade Stress wegen der Miete macht. Der alten Omi fehlen dann zusätzlich noch die Handtasche, die Bildern von den Enkeln, die Papiere, der Haustürschlüssel, die Kasse muss eine neue Brille bezahlen, und irgendwann lässt eine Omi die Tasche auch nicht schnell genug los, stürzt und bricht sich das Hüftgelenk. Zahlt halt die Kasse auch noch ’ne neue Hüfte.

Und am nächsten Tag wird ein Autoradio gestohlen. Bringt beim Hehler derzeit vielleicht 20,- Euro (wenn viele Menschen in die Kriminalität gedrängt werden, natürlich weniger. Angebot und Nachfrage und so…). Dem Besitzer kostet das 200,- Euro für ein neues Radio und 500,- für den Schaden an Scheibe und Armaturenbrett.

Und ab und an wird der natürlich auch mal erwischt, irgendwann stellt dann die Staatsanwaltschaft nicht mehr das Verfahren ein, wovon soll der eine Geldstrafe bezahlen? Ok, Haftstrafe. Ihr wisst schon, was ein Platz in einer Justizvollzugsanstalt kostet? Eine 5-Sterne-Hotel ist günstiger, wenn nicht gerade Messe ist…

Solange wir hier keinen Faschismus einführen, wird die Gesellschaft solche Menschen ernähren, so oder so. Die Gesellschaft kann sich nur entscheiden, mit welcher Effizienz und mit welchem Verwaltungsaufwand sie das tut.

2 Gedanken zu „Grundeinkommen und Arbeitsscheue“

  1. Man könnte auch den Sozialismus einführen wie er schon oft genug umgesetzt wurde …

    Und wenn das Grundeinkommen – huch wo ist denn das bedingungslos geblieben – nur ein Ersatz für betreutes Wohnen ist …

  2. Was tut die Gesellschaft bereits?
    Folgendes Szenario: Ein (erfolgreicher?) Unternehmer kauft sich einen neuen Firmenwagen – ein Porsche Cayenne. Das ist nicht aus der Luft gegriffen – man schaue sich die Zulassungsstatistik des Kraftfahrtbundesamtes an. Über 70 % der Porsches auf der Straße mit deutschem Kennzeichen sind Firmenwagen. Der netto Kaufpreis (Vorsteuerabzug) des Fahrzeugs wird in den nächsten 5 Jahren komplett abgeschrieben. Abschreibung bedeutet nicht gezahlte Steuer.
    Steuern mit denen Straßen, Schulen, Verwaltung, Verteidigung und Forschung bezahlt wird.
    Wer bezahlt die Infrastruktur, die es dem Unternehmer möglich machte diesen Unternehmensgewinn in Deutschland zu erwirtschaften?
    Nicht nur Porsches sind Firmenwagen. Der größere Teil der Neuwagen der Mittelklasse und der Oberklasse sowie alle Transporter und Lastwagen sind Firmenwagen. (Die SUVs zu gut 2/3)
    Auf den Straßen fahren glänzende Symbole für nicht gezahlte Steuern als Zeichen der „neuen“ gesellschaftlichen Solidarität. Der Ausdruck „Sozialschmarotzer“ wurde möglicherweise nicht richtig angewendet.

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